10.8.11

Aufnahmekriterien

Der häufigste Grund, weshalb Fotografen die Motivation verlieren oder mit ihrer Arbeit aufgeben sind technische Fehler, die sich jedoch mit ein bisschen Know-How sehr leicht vermeiden lassen. Denn die Ursache bei einer Agentur keinen Job zu finden oder die Ablehnung der eigenen Bildern, lässt einen oft an sich selbst zweifeln und wirkt sehr demotivieren.

Aus diesem Grund möchten wir im folgenden die häufigsten technischen Fehler etwas näher erklären und Lösungsvorschläge anbieten.


1. Der Moiré-Effekt:
Der Moiré-Effekt ist ein Phänomen, welches beim Überlagern verschiedener Texturen zustande kommen kann. Dieser Effekt tritt bei Fotografien häufig auf der Kleidung oder auf Möbeln mit auffälliger Struktur auf. Er entsteht, speziell bei der Kleidung durch den faltenbedingten Schattenwurf des Kleidungsstücks, da sich dadurch die Lichtverhältnisse verändern und es zu Strukturüberlagerungen kommen kann. Der Effekt wird aber in der Natur nicht wahrgenommen, sondern erst auf dem entstanden Foto, welches die reale Welt auf dem Sensor in digitale Pixel umwandelt. Man könnte also sagen es handelt sich um ein Problem der digitalen Fotografie.
Es gibt nur wenige und keine sichere Möglichkeit diesen Effekt zu unterbinden, da er auch durch das stauchen der Pixel hervorgerufen werden kann. Wichtig ist es daher die Bilder immer bei einer Zoomstufe von 100% zu betrachten. Sollte selbst dann der Effekt noch auftreten, kann man ihn unterbinden indem man die Strukturen austauscht, zum Beispiel durch einen Kleidungswechseln. Man kann aber auch versuchen die Lichtverhältnisse zu korrigieren.



2. Posterisation:
Die Posterisation ist ein Effekt der Tonwerttrennung durch die Reduktion der Farben und wird einerseits als Stilmittel in der Kunst angewandt, ist andererseits in der professionellen Fotografie aber unerwünscht. Der Effekt tritt vor allem in unscharfen oder übersättigten Bereichen auf. Dort hauptsächlich bei den Farbübergängen von Orange zu Rot, Hellblau zu Weiß, Hell- zu Dunkelblau oder Dunkel- zu Hellgrün. Oftmals wird er aber auch durch eine zu komplexe Nachbearbeitung der Farben hervorgerufen. Nämlich dann, wenn man versucht Informationen von Farbbereichen zu erstellen die in dem Foto gar nicht vorhanden sind. Zum Beispiel wenn man komplett weiße oder schwarze Bereiche versucht abzunkeln oder aufzuhellen. 
Es gibt auch hier nur wenige Möglichkeiten, diesen Effekt nachträglich zu unterbinden. Eine Möglichkeit wäre es die Informationen aus einem anderen Bild herauszukopieren und die entsprechende Stelle im Bild zu korrigieren. In den unscharfen Regionen kann auch oft ein Weichzeichner hilfreich sein, dabei sollte man aber darauf achten, dass nicht alle strukturgebenden Elemente verschwinden. Präventiv kann man aber auch direkt bei der Erstellung des Fotos auf der Kamera problematische Stellen heranzoomen und diese gleich überprüfen.



3. Purple Fringing:
Purple Fringing bezeichnet die meist lila farbenen Farbsäume, welche sich um die Kanten von hell und dunklen Bereichen bilden. Speziell dann, wenn sehr kontrastreiche Bereiche mit einer harten Kante aufeinander stoßen, zum Beispiel ein hellblauer Himmel im Hintergrund und ein schwarzes Objekt im Vordergrund. Der Effekt entsteht dadurch, dass beim fotografieren von solch kontrastreichen Stellen das Licht am IR-Sperrfilter vorbei geht und an der Hinterlinse reflektiert wird.
Es gibt nur sehr wenig Möglichkeiten, wie man diesen Effekt unterbindet, beziehungsweise minimiert. Die erste Möglichkeit ist, dass man die Belichtung etwas abdunkelt. Eine Weitere wäre, dass man mit geschlossenerer Blende fotografiert oder letztendlich solche Szenen vermeidet.



4. Handelsmarken, Logos:
Es dürfen niemals Logos, Handelsmarken oder ähnliches auf Fotografien, welche zum Verkauf in einer Agentur angeboten werden vorhanden sein. Niemals. Das ergibt sich aus 2 ganz einfachen Überlegungen. Die erste ist: Man möchte die Bilder an eine möglichst große Masse verkaufen, vor allem an große Firmen, allerdings weiß man nie genau wer der Käufer ist und wer möchte schon auf einem Foto das Markenzeichen eines Konkurrenten sehen? Genau, Niemand. Die zweite Sache ist die, dass die Verwendung eines Logos immer mit sehr vielen Rechten verbunden ist, welche man zuvor alle abklären müsste. Möchte man nun also, dass die eigenen Bilder bei einer Agentur akzeptiert werden, sollte man auf die Verwendung von Logos verzichten. Am besten ist es, wenn man den Aufbau der Szene so organisiert, dass keine Logos vorhanden sind oder diese nachträglich am Computer entfernt, eine andere Möglichkeit gibt es nicht.



5. Komprimierungsfehler und Artefakte:
Artefakte sind Ergebnis des Überschärfens oder werden durch Darstellungsfehler bei der Komprimierung eines Bildes erzeugt. Bilder werden immer dann Komprimiert, wenn man sie ab- oder zwischenspeichert, unter Ausnahme des Tiff Formats. Und genau darin liegt auch die Lösung dieses Problems, welche unwahrscheinlich einfach ist. Man bearbeitet die Bilder, bis zum letzten Schritt im .Tiff oder .psd Format und speichert sie erst unmittelbar vor der Einsendung zu einer Agentur im .jpg Format. Dabei sollte man aber ausschließlich mit einer Qualität von 95%+ oder dem Wert 12 abspeichern, denn sonst wird die Wahrscheinlichkeit, dass bei diesem letzten Speichervorgang Artefakte entstehen sehr stark erhöht.
Allerdings gibt es auch einige schlechte Kameras oder ältere Versionen von Bildbearbeitungsprogrammen, welche über nicht ausgereifte Komprimierungsalgorhythem verfügen. Hier gilt es dann diese zu vermeiden und die Software immer auf dem aktuellen Stand zu haben.
In seltenen Fällen hilft auch der gaußsche Weichzeichner. Allerdings geht durch ihr auch viel Struktur verloren, weshalb man ihn nur mit sehr niedrigen Werten anwenden sollte.
Artefakte, welche durch Überschärfung entstanden sind, sollte man sofort Rückgängig machen. Am besten schaut man deshalb nach jedem Schärfen nach, ob Artefakte entstanden sind oder nicht. Dies macht man immer auf einer Zoomstufe von 100%.




6. Sichtbare Photoshop Filter:
Man sollte wissen, dass die meisten Bilder die auf Deviantart, Flickr und Co. absolute Highlights sind, bei den meisten Stockagenturen erst überhaupt nicht in Frage kommen. Während Deviantart und Flickr Plattformen für Künstler sind, sind Stockagenturen kommerzielle Plattformen, deren Hintergedanke es ist, so viele Fotografien wie möglich zu verkaufen. Die Bilder müssen aus diesem Grund also eine große Masse ansprechen und in großem Stil verwendbar sein. Das ist bei künstlerischen Meisterleistungen und Photoshopspielereien aber nicht möglich, denn diese Bilder wirken nur für sich alleine, sie sind Kunstwerke, die aber im kommerziellen Stil nicht genutzt werden können.
Folglich sollte man die nachträgliche Bildbearbeitung auf ein Minimum reduzieren und so dezent wie möglich halten. Denn auch sichtbare Retuschen sind unerwünscht, denn in der Werbung muss alles perfekt und natürlich sein.



7. Verwackelte oder unscharfe Bilder:
Das wohl offensichtlichste Zeichen für fehlerhafte Qualität oder mangelnde Kenntnisse im Bereich der Fotografie sind Verwackelte und Unscharfe Bilder. Um dies zu vermeiden sollte man immer auf die wichtigen Stellen scharf stellen, zum Beispiel dadurch, dass man in den Kameraeinstellungen die Punkte der Schärfeebene manuell auswählt oder man im Zweifelsfall den Autofokus ausstellt und manuell scharf stellt. Oftmals hilft es auch auf Stellen mit starken Kontrasten scharf zu stellen, solange man den Autofokus verwendet. Beim manuellen Scharfstellen sollten sowohl Brillenträger als auch Fotografen ohne Sehhilfe darauf achten, dass der Sucher richtig eingestellt ist, denn neben diesem befindet sich ein Rad über welches man die Schärfe so verändern kann, dass auch Brillenträger ohne Brille scharf sehen können, bei einem Fotografen ohne Brille ist das jedoch kontraproduktiv.
Des Weiteren empfiehlt es sich mit Stativ und Fernauslöser zu fotografieren, denn nur so kann man sicher gehen, dass ein Bild nicht verwackelt. Allerdings muss man auch dabei ein paar Dinge beachten. Sobald sich etwas im Foto bewegt, muss die Verschlusszeit dementsprechend verkürzt werden und falls man doch einmal Freihand fotografiert sollte man ebenfalls auf die Verschlusszeit achten. Eine Faustregel sagt aus, dass ein Fotograf mindestens eine Verschlusszeit von 1 / (Brennweite * Crop-Faktor) der Kamera haben soll. Bei einer Kleinbildkamera und 100mm Brennweite wären das also 1/ (100 * 1,6) = 1 / 160 Sekunde. Während es bei einer Großbildkamera 1/100s wäre.
Eine nachträgliche Bearbeitung bei unscharfen oder verwackelten Fotos ist in 99% der Fällen unmöglich.

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